Wie Google den Umstieg auf nachhaltige Verkehrsmittel vorantreibt
Bei Google Schweiz entstehen innovative Anwendungen für Google Maps, mit denen Nutzer*innen nachhaltiger reisen oder Sehenswürdigkeiten erkunden können. Senior Director Eric Tholomé lädt zu einer Erkundung durch die Schweiz und darüber hinaus
6 Minuten Lesezeit
Eric Tholomé erinnert sich gut an seinen ersten Arbeitstag bei Google. 2007 war das, als Smartphones mit mobilem Internetzugang noch nicht verbreitet waren und nur wenige Autos per GPS navigieren konnten. Tholomé fuhr an einem Sonntagabend von Genf nach Zürich, wo er am Montagmorgen seine neuen Kolleg*innen kennenlernen sollte. Auf halber Strecke fiel das Auto-Navi aus. „Es war Nacht und es regnete“, erzählt Tholomé. Um den Weg zu seiner Wohnung zu finden, kaufte er sich an einer Tankstelle einen Strassenatlas und kam mit viel Mühe und mit Verspätung in seinem neuen Zuhause an. „Das hat mir gezeigt, dass digitale Karten viel besser funktionieren – und es hat mein Interesse entfacht, an ihnen mitzuarbeiten.“
Heute hilft Eric Tholomé dabei, den grössten virtuellen geografischen Atlas der Welt zu verbessern: Nach Stationen in anderen Abteilungen bei Google arbeitet er seit drei Jahren für Google Maps. Mit den digitalen Karten suchen und erkunden Milliarden Nutzer*innen auf dem Computer, dem Smartphone oder dem Tablet Orte auf der ganzen Welt. Zwar entwickeln Googler*innen in mehreren Büros weltweit Google Maps weiter, doch viele bedeutende Innovationen entstanden in der Schweiz: Mehrere Hundert Mitarbeiter*innen arbeiten hier an Google Maps. Und vielleicht gibt es hierfür kaum einen geeigneteren Ort.
Die Wiege der modernen Kartographie
Der Schweizer Guillaume Henri Dufour war vor gut 180 Jahren auch massgeblich an der Entwicklung der modernen Kartographie beteiligt. Zwischen 1845 und 1864 erstellte er im Kanton Genf das erste geometrisch korrekte Abbild der Schweiz. In den 1990er-Jahren begann die Firma Endoxon in Luzern Luftbilder zu digitalisieren, daraus Karten zu erstellen und mit Zusatzinformationen zu verknüpfen. Im Jahr 2006 übernahm Google die Firma, und die 50 Mitarbeiter*innen zogen ins Google-Büro in die Freigutstrasse in Zürich – seitdem entwickeln die Zürcher Googler*innen, die sich selbst kurz „Zoogler*innen“ nennen, Google Maps weiter.
„Besonders stolz sind wir auf die Entwicklungen, die Menschen auf der ganzen Welt helfen, nachhaltigere Entscheidungen für ihre nächste Reise zu treffen, etwa aufs Auto zu verzichten.“
Eric Tholomé
Die Anwendung kann heute viel mehr, als Menschen von A nach B zu navigieren. Mit dem Tool lässt sich ein Tisch im Restaurant reservieren, lassen sich geeignete Wegstrecken für Rollstuhlfahrer*innen finden, Fahrservices buchen oder der aktuelle Andrang im lokalen Schwimmbad herausfinden. „Besonders stolz sind wir auf die Entwicklungen, die Menschen auf der ganzen Welt helfen, nachhaltigere Entscheidungen für ihre nächste Reise zu treffen, etwa aufs Auto zu verzichten“, sagt Eric Tholomé. Viele dieser Funktionen haben ihren Ursprung in der Schweiz. Hier stellt Tholomé eine Auswahl vor:
Velo-Navigation
Ebenfalls in der Schweiz entstand die Velo-Navigation, die hier 2012 als Pilotprojekt lanciert wurde. Die Velorouten werden seither auf Google Maps immer beliebter: 2021 nahm die Suche nach Velotouren in Städten auf der ganzen Welt um bis zu 98 Prozent zu. Google arbeitet weiter daran, das Velofahren so bequem wie möglich zu machen. 2022 führte das Unternehmen eine neue Funktion für Velofahrer*innen ein: In der App werden die wichtigsten Infos zur Route angezeigt, ohne dass dafür die detaillierte Routenführung aktiviert sein muss. Velofahrer*innen sehen auf einen Blick ihren Streckenfortschritt, die in Echtzeit aktualisierte Ankunftszeit und das Höhenprofil der Route. Sie können so besser auf den Strassenverkehr achten, ohne ständig das Smartphone im Blick halten zu müssen. Für 300 Städte weltweit werden in Google Maps ausserdem Verleihstationen für Velos und E-Trottinettes in der unmittelbaren Nähe der Nutzer*innen angezeigt. In der Schweiz steht der Service in Zürich, Basel und Genf zur Verfügung.
Google Street View
Als Inspiration oder zur Vorbereitung auf die nächste Reise ermöglicht Google Street View seit 2007 360-Grad-Ansichten von Sehenswürdigkeiten und Naturwundern auf Google Maps. In der Schweiz lassen sich dank einer Partnerschaft mit Unesco Schweiz zwölf Unesco-Weltkulturstätten virtuell besuchen, darunter die Altstadt von Bern und die drei mittelalterlichen Schlösser von Bellinzona. Die Rhätische Bahn wiederum ist die erste Eisenbahn weltweit, die eine kostenlose Fahrt per Street View auf Google Maps anbietet: Seit 2012 geben Panoramabilder einen Eindruck der Bündner Gebirgslandschaft auf der legendären Strecke von Chur nach Tirano. „Für mich ist diese Fahrt die beeindruckendste Street-View-Ansicht in der Schweiz“, sagt Eric Tholomé von Google. Doch damit nicht genug: Durch eine Zusammenarbeit mit Zermatt Tourismus können Nutzer*innen per Street View die Skipiste auf der Riffelalp abfahren – oder auf einer virtuellen Wanderung zur Lauberhorn-Hütte über die Gipfel der Alpen schauen. Google Street View wird vom sogenannten Geo-Team von Google in Zürich betrieben.
Google Timeline
In Zürich wurde auch Google Timeline entwickelt: Das Feature zeigt den Nutzer*innen Orte, die sie in der Vergangenheit besucht haben, und welche Wege sie zurückgelegt haben. Egal ob zu Fuss, mit dem Velo, dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie können beispielsweise sehen, in welchem Restaurant sie am vergangenen Wochenende gegessen haben oder welche Strecke sie im letzten Sommerurlaub durch die Alpen gefahren sind. Ein Projekt, von dem Eric Tholomé begeistert ist. Mittlerweile beinhaltet das Feature auch eine nachhaltige Komponente und informiert die Nutzer*innen jeden Monat über ihre persönliche Öko-Bilanz: Welchen Anteil haben Flüge, Auto- oder Radfahrten an der insgesamt zurückgelegten Strecke? So können sie im Laufe der Zeit kontrollieren, ob die Art und Weise, wie sie sich fortbewegen, nachhaltiger wird.
Plus Codes
Während sich viele Orte in der Schweiz und auf der ganzen Welt virtuell erleben lassen, sind andere Teile der Welt bis heute nicht kartografiert. Besonders stolz ist Eric Tholomé deshalb auf das Projekt Plus Codes, eine weitere Erfindung aus der Schweiz. „An vielen Orten auf unserem Planeten gibt es Menschen und Orte ohne Adresse“, sagt Tholomé. „Mit Plus Codes generieren wir einen Code aus Buchstaben, Zahlen und Ortsnamen, der auf Google Maps angezeigt wird, und geben diesen Menschen und Orten eine Adresse. Dadurch können sie beispielsweise Pakete in Empfang nehmen und werden in einem Notfall viel schneller von einem Krankenwagen, der Polizei oder Feuerwehr gefunden.“ Die Open-Source-Software steht allen Menschen zur Verwendung frei.
Fotos: Anne Gabriel-Jürgens (4); Screenshots: Google