„Essen ist ein grosser Teil des Abfalls, der in jedem Unternehmen anfällt“

Vor 15 Jahren wurde Google als erstes grosses Unternehmen der Welt CO2-neutral, die einzelnen Standorte arbeiten so nachhaltig wie möglich. Was das im Alltag bedeutet? Eine Erkundungstour zwischen Veloparkplatz und Riesenvorhang mit Reya Shawky, einer der Facility-Manager*innen von Google in Zürich

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Der Zürcher Google-Standort an der Europaallee befindet sich direkt neben dem Hauptbahnhof. Wo früher, vor dem Umbau des Bahnhofs, die Gleise 52 und 53 verliefen, arbeiten heute mehrere Tausend Zürcher Mitarbeitende, die sich selbst nur „Zoogler*innen“ nennen. Reya Shawky führt ihren Besuch durch die Anlage, in der Nachhaltigkeit eine besondere Rolle spielt. Im Erdgeschoss jedes der sechs Gebäude zum Beispiel stehen Stellplätze für insgesamt 1’500 Velos zur Verfügung. „Google stellt keine kostenlosen Parkplätze für Autos“, sagt Reya Shawky. Shawky geht in die Velokeller, die mit Garderoben und Duschen ausgestattet wurden, sogar eine kleine Werkstatt wurde integriert. Im Frühjahr, genauer am „Bike to Work Day“, bietet Google an allen Standorten in der Schweiz kostenlose Velo-Check-ups für alle Mitarbeiter*innen. Auch Elektro-Trottinetts können sich die Zoogler*innen ausleihen.

Reya Shawky

Facility-Managerin Reya Shawky und ihr Team kümmern sich darum, dass die Zürcher Google-Standorte immer nachhaltiger werden.

Das Ziel: CO2-frei bis 2030

Als erstes grosses Unternehmen der Welt arbeitete Google 2007 CO2-neutral und erwirbt seit 2017 erneuerbare Energie im Umfang seines kompletten Strombedarfs. Bis 2030 wird Google all seine derzeitigen Standorte und Rechenzentren rund um die Uhr mit CO2-freier Energie betreiben. Darüber hinaus arbeitet Google mit Partnern wie Restor und Swisscleantech zusammen und setzt sich gemeinsam mit ihnen für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der gesamten Schweiz ein. Aber auch die eigenen Büros sollen so nachhaltig wie nur möglich arbeiten.

50 Mitarbeiter*innen in Facility Teams kümmern sich um die Gebäude an den beiden Google-Standorten in Zürich. Besonders in älteren Gebäuden fallen häufig Wartungsarbeiten an. „Manchmal geht ein falscher Feueralarm los“, sagt Shawky und lächelt. Sie und ihr Team koordinieren auch die Arbeit der Reinigungsteams sowie Umzüge. „Wir stellen ausserdem sicher, dass die Mitarbeiter*innen sich in ihren Büros wohlfühlen, dass zum Beispiel die Luftqualität und die Temperatur angenehm sind.“ Immer wieder erfassen die Facility-Manager*innen die Zufriedenheit der Kolleg*innen. Die Rückmeldungen der Zoogler*innen werten Shawky und ihr Team aus, alle Erfahrungen fliessen in die Planung neuer Standorte ein.

„Ohne Daten kann man keine Entscheidungen treffen.“

Reya Shawky, Facility-Managerin Google Zürich

Den Wasserverbrauch senken

Tatsächlich besteht ein Teil von Reya Shawkys Arbeit aus dem Erheben und Auswerten von Daten – zum Beispiel über den Wasser- und Stromverbrauch sowie das Abfallaufkommen an den Standorten. Die gesammelten Zahlen hinterlegen Shawky und ihr Team in einem Dashboard, mit dessen Hilfe Teams in Grossbritannien und Irland berechnen, wie viel CO2 Google derzeit an den Standorten noch emittiert. „Ohne Daten kann man keine Entscheidungen treffen“, sagt Reya Shawky, inzwischen im Bürogebäude. Sie deutet im Flur auf eine Wasseruhr. Bisher, so sagt sie, hatte jedes Gebäude lediglich eine zentrale Messstation, die den Wasserverbrauch ermittelte. „Wir wollen aber herausfinden, wo wir am meisten Wasser verbrauchen“, so Reya Shawky. Deshalb wurden vor Kurzem auf allen Stockwerken in den Schweizer Google-Büros Wasseruhren installiert.

Um den Wasserverbrauch zu senken, werden nun die Armaturen in den Toiletten mit Bewegungssensoren ausgestattet: Das Wasser läuft dann nur noch, wenn der Sensor aktiviert wurde. Mehr als 600 Wasserhähne werden zu diesem Zweck an den Standorten ausgetauscht. Und bald soll auch der Wasserdruck verringert werden, von gut fünf Litern pro Minute auf 0,4 Liter pro Minute – um Wasser zu sparen.

„Wir stellen sicher, dass die Mitarbeiter*innen sich in ihren Büros wohlfühlen, dass zum Beispiel die Luftqualität und die Temperatur angenehm sind.“
Reya Shawky
Reya Shawky vor Vorhang

„Im Winter halten die schweren Vorhänge die Wärme innen, im Sommer draussen, ausserdem dämpfen sie die Lautstärke, damit die Zoogler*innen konzentriert arbeiten können.“

Reya Shawky

E-Bikes auf dem Hürlimann Areal

Auf dem zweiten Zürcher Google-Campus, dem Hürlimann Areal, stehen auch E-Bikes, die Publibikes, bereit: Mitarbeiter*innen und auch Kund*innen können für den Arbeitsweg oder die Fahrt zwischen den Zürcher Google-Standorten E-Bikes und Citybikes ausleihen. „Durch die zentrale Lage der Standorte fördert Google indirekt die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel“, sagt Reya Shawky, die selbst jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit fährt. Google begrüsst ausdrücklich die Initiative für sichere Velorouten in der Stadt Zürich.

Reya Shawky geht ins Café und zeigt auf die kleinen Schüsseln und Teller, die gestapelt unter der Arbeitsfläche bereitstehen. „Seit einer Weile nutzen wir kleineres Geschirr, weil wir festgestellt haben, dass grosse Teller dazu verleiten, grössere Portionen zu nehmen, als man essen kann, und das Essen dann im Abfall landet. Mit den kleinen kann man dafür öfter Nachschlag holen.“ Das Hintergrundwissen sammelten die Facility-Manager*innen in regelmässigen „Waste Audits“, bei denen die Abfallmengen insbesondere von Lebensmitteln erfasst wurden. „Essen ist ein grosser Teil des Abfalls, der in jedem Unternehmen anfällt“, sagt Shawky. In Zukunft soll der Umfang weggeworfenen Essens weiter reduziert werden. Bleibt doch etwas über, etwa Obst oder Gemüse, macht das Food-Team Säfte oder Salat für die Mitarbeiter*innen daraus, der Rest wird gespendet. In den Micro Kitchens, den Küchenzeilen auf jedem Stockwerk, stehen ausserdem kleine Boxen, in denen Bioabfall kompostiert.

Viele Google-Büros auf der ganzen Welt sind inzwischen plastikfreie Zonen, die Zürcher Büros sind es seit 2019. Aus den Hähnen in den Cafés und Restaurants sowie den Micro Kitchens in Zürich kommt gefiltertes Wasser, auch mit Sprudel: Im Café steht ausserdem ein Wasserspender mit „Spa-Wasser“, in dem Rosmarinzweige und Orangenscheiben schwimmen, in eine Saftpresse purzeln frische Orangen zum Auspressen. Morgens nehmen sich die Mitarbeiter*innen eine Glasflasche, füllen immer wieder Getränke ab und stellen die Flasche am Abend wieder zur Reinigung zurück.

Reya Shawky

In regelmässigen „Waste Audits“ haben Reya Shawky und ihre Kolleg*innen festgestellt, dass Essensreste ein grosser Teil des Abfalls sind, der im Unternehmen anfällt.

Gericht aus Google-Restaurant

Die Google-Cafés und -Restaurants sind für ihre hochwertige Küche bekannt. Mit den Lebensmitteln soll so sorgsam wie möglich umgegangen werden.

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Im Gebäude stehen sogenannte Better Bins, in denen Aluminium, PET und Restabfall getrennt werden.

Altes nutzen, statt Neues zu bauen

Reya Shawky führt weiter durch das Gebäude, stoppt an einem Kopierraum, wo Batterien, Hardware und Papier zum Recyceln gesammelt werden. Überall im Gebäude stehen „Better Bins“, in denen Aluminium, PET und Restabfall getrennt werden. „Wir recyclen alles und nutzen recyceltes Material, wo es geht“, sagt Shawky. In gewissem Sinn sind sogar die Gebäude recycelt.

Google nutzt häufig bestehende Gebäude, statt klimaschädigend neu bauen zu lassen. Die Bauten sind nach dem „Leadership in Energy and Environmental Design“-Standard (LEED) zertifiziert, einem weltweiten Bewertungssystem für umweltfreundliches Bauen. Mehrere Zürcher Büros werden derzeit neu geplant. Am Zürcher Google-Standort auf dem Hürlimann Areal soll in Zukunft das Wasser des Zürichsees zur Heizung und Kühlung verwendet werden. Das neue Büro am General-Guisan-Quai in der Nähe des Hürlimann Areals sowie das neue Büro an der Müllerstrasse 16 werden von Beginn an CO2-neutral operieren: Sonnenkollektoren liefern genug Energie, um das Büro mit Strom zu versorgen. Zusätzlichen CO2-neutralen Strom liefert das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich.

Wie man Energie möglichst effizient nutzt, dafür gibt es in den Google-Büros auf der ganzen Welt viele Ideen. In den Räumen an der Zürcher Europaallee hängen schwere Vorhänge in Regenbogenfarben von den hohen Decken. „Im Winter halten sie die Wärme innen, im Sommer draussen“, sagt Reya Shawky. „Ausserdem dämpfen sie die Lautstärke, damit die Zoogler*innen konzentriert arbeiten können.“ Die Facility-Managerin und ihr Team sorgen bis ins Detail für Nachhaltigkeit, bis hin zu biologisch abbaubaren Putzmitteln, die die Reinigungskräfte verwenden. „Wir haben alles durchdacht, um so nachhaltig zu wirtschaften wie möglich“, sagt Shawky stolz. „Aber wir sind noch lange nicht fertig.“

Fotos: Miriam Künzli

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