„Wir erfinden gemeinsam“
Christine Antlanger-Winter ist Country Director von Google Schweiz. Im Interview erklärt sie, was sie an diesem Standort so schätzt, warum ihr Partnerschaften mit lokalen Institutionen und Unternehmen wichtig sind und welchen Beitrag Google für eine digitale Schweiz für alle leistet.
Sie sind seit dem Frühjahr 2023 Country Director von Google Schweiz. Was macht den Standort Zürich so besonders?
Zürich und die gesamte Schweiz sind stolz auf ihr „Erfindertum”. Aus diesem Land gingen Innovationen wie der Reissverschluss, das Taschenmesser oder auch das Tourbillon hervor, eine Vorrichtung bei Armbanduhren, welche die Präzision verbessert. Dieser Erfindergeist setzt sich längst auch im technologischen Bereich fort. Die Ingenieur*innen von damals sind gewissermassen die Software Engineers von heute. Dieser Spirit hat tolle, erfolgreiche Unternehmen hervorgebracht – und ein fruchtbares Tech-Innovationsumfeld, das uns auch bei Google sehr inspiriert. Ein wesentlicher Grund dafür sind die herausragenden Bildungseinrichtungen wie beispielsweise die ETH Zürich und EPF Lausanne, mit denen wir seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten. Überhaupt wird Zusammenarbeit bei Google gross geschrieben – sowohl intern als auch extern. Wir erfinden gemeinsam. Das ist ein Wert, den Google und die Schweiz teilen. Innovation steckt in der DNA der Schweiz so sehr wie in der DNA von Google.
„In Zürich kommen die meisten Google‑Produktbereiche zusammen, das ist einzigartig und ermöglicht kurze Wege. Wie ein Google Miniature.“
Christine Antlanger-Winter, Country Director Google Schweiz
Sie selbst sind Diplom-Ingenieurin in Software Engineering im Bereich Medientechnik und -design. Hilft Ihnen diese Ausbildung bei Ihrer Arbeit?
Ich bin fest davon überzeugt, dass ein technischer Hintergrund in jeder Situation von Vorteil ist, ganz gleich, um welche Aufgabe es geht. Hier bei Google in Zürich merke ich, wie er mir dabei hilft, die vielfältigen Sichtweisen und Herangehensweisen der verschiedenen Teams und Produktbereiche zu verstehen. Das ermöglicht mir, konkrete Vorstellungen darüber zu entwickeln, welche Möglichkeiten sich aus ihrer Arbeit ergeben. Ich finde es inspirierend, dass ich in meiner Rolle direkt mit Teams zusammenarbeite, die an innovativen Produkten arbeiten, die Menschen weltweit in ihrem Alltag helfen. Das Tolle ist: In Zürich wird an vielen Produktbereichen mitgearbeitet. Das ist einzigartig und ermöglicht kurze Wege.
Was bedeutet es für die über 5’000 Mitarbeitenden und die Kultur bei Google Schweiz, dass an diesem Standort so viele Produktbereiche vertreten sind?
In erster Linie ergibt sich daraus über verschiedene Produktbereiche hinweg eine kollaborative Kultur. Das führt dazu, dass Zürich zu einem bedeutenden Forschungs- und Entwicklungsstandort von Google avanciert ist. An verschiedenen Produktentwicklungen und -Features, etwa innerhalb von Google Assistant, Google Maps, der Bilderkennung Google Lens oder Content ID, mit dessen Hilfe YouTube Creators und Labels ihre Urheberrechte schützen, wurde hier mitgearbeitet. Jeder Produktbereich hat seine eigenen Schwerpunkte und Arbeitsweisen, aber in unseren Büros, zum Beispiel im Café, begegnen sich Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Bereichen regelmässig. Das fördert den interdisziplinären Austausch und kann zu neuen Ideen führen. Was unseren Standort in Zürich aber wirklich besonders macht, ist die enorme Vielfalt der Menschen, die hier arbeiten. Mit Mitarbeitenden aus 85 verschiedenen Nationen sind wir einer der vielfältigsten Google-Standorte weltweit.
Wie wichtig ist Ihnen diese Vielfalt?
Vielfalt schafft eine kreative Umgebung, in der neue Denkweisen und Herangehensweisen erblühen können. Dies wiederum ermöglicht es uns, Technologie interdisziplinär zu betrachten und mit anderen Bereichen wie Bildung oder Klimaschutz zu verknüpfen. Das tun wir zum Beispiel mit Google Maps, einem meiner Lieblingsprodukte …
… das sehr vielen Menschen dabei hilft, den Weg von A nach B zu finden.
In diesem Produkt steckt noch so viel mehr! 56 Prozent der User*innen sagen beispielsweise, dass Google Maps es für sie leichter macht, fundierte und klimabewusste Entscheidungen zu treffen – beispielsweise durch eine Routenplanung, die Kraftstoff sparen hilft, oder durch die Angabe von Öko-Zertifizierungen bei Hotels. Weil Unternehmensprofile integriert sind, ist auf einen Blick zu sehen, ob Geschäfte geöffnet sind und wie stark frequentiert ein Ort gerade ist. Zudem zeigt Google Maps inzwischen an, wo sich die nächste Velo‑Station befindet und ob freie Velos oder (E-)Trottinetts von Anbietern wie beispielsweise Publibike zur Verfügung stehen. Auch Verkehrsinformationen der SBB, des ZVV und anderer Transportanbieter integrieren wir immer stärker und zunehmend in Echtzeit. Am Flughafen Zürich können sich Reisende dank der Funktion „Indoor Live View“ sogar in Augmented Reality ans Ziel führen lassen.
2024 feiert der Google-Standort in Zürich das 20. Jubiläum. Wie sehr ist Google mit der Schweiz und ihrer Wirtschaft verbunden?
Als Google Schweiz konnten wir über die Jahre zu einem lebendigen digitalen Ökosystem beitragen: Eine Untersuchung von Public First (im Auftrag von Google) zeigte, dass durch die Nutzung von Google-Diensten 2023 in der Schweiz geschätzt eine Bruttowertschöpfung von mindestens 6 Milliarden Franken generiert wird. Zudem sind Google-Dienste eine Grundlage für 34’000 Arbeitsplätze in der Schweiz. Es ist bemerkenswert zu sehen, wie viele ehemalige Googler*innen inzwischen selbst Start‑ups in der Schweiz gegründet haben. Andere wurden Professor*innen an namhaften Hochschulen oder arbeiten in renommierten Schweizer Unternehmen. Neben universitären Einrichtungen tauschen wir uns auch eng mit kantonalen, städtischen und eidgenössischen Behörden, NGOs sowie zahlreichen Schweizer Unternehmen aus. Einige davon sind globale Player geworden, wie beispielsweise der Sportschuh-Hersteller On oder das Touristik-Unternehmen GetYourGuide. Es erfüllt uns mit Stolz, ihren Wachstum und Erfolg über viele Jahre hinweg begleitet zu haben. Google ist sehr stark mit der Schweiz verbunden.
Durch die Nutzung von Google-Diensten wird 2023 in der Schweiz geschätzt eine Bruttowertschöpfung von mindestens 6 Milliarden Franken generiert. Zudem sind Google-Dienste eine Grundlage für 34’000 Arbeitsplätze in der Schweiz.
(Quelle: Economic Impact Report)
Die Schweiz ist bekannt für ihren Drang zu Konsens und Kompromissen. Dafür ist ein enger Austausch mit Partnern und Verbündeten entscheidend. Kann Google hier mitspielen?
Zusammenarbeit und Austausch mit unseren Partnern im Forschungsbereich sowie gemeinsames Vorandenken sind uns sehr wichtig. Deshalb unterhalten wir seit Langem enge Beziehungen und Forschungskooperationen mit universitären Einrichtungen wie der ETH Zürich oder der Universität Zürich. Darüber hinaus unterstützen wir Forschung im Bereich CO2-Abbau und haben in diesem Jahr den „Google Carbon Removal Research Award“ vergeben. Aber nicht nur die Zusammenarbeit im universitären Bereich ist uns wichtig. Seit 2017 bieten wir in Zürich Lehrstellen an, damals ein Novum in der Google-Welt. Heute beschäftigen wir über 40 Lernende in den Bereichen Informatiker*in (EFZ) Applikationsentwicklung und Interactive Media Designer*in (EFZ). 2023 hat sogar ein Zoogler als Jahrgangsbester abgeschlossen. Zudem pflegen wir zahlreiche Bildungskooperationen wie mit dem Institut für Jungunternehmen, der FH Nordwestschweiz, digitalswitzerland oder dem Amt für Arbeit des Kantons Zürich.
Die Schwerpunkte liegen also bei Hochschulen und im Bereich der Berufsausbildung?
Beides ist sicherlich elementar, aber unser Engagement beschränkt sich keinesfalls nur darauf. Google ist es wichtig, dass niemand im Zuge der Digitalisierung vergessen oder abgehängt wird. Daher fördert Google.org zum Beispiel die Nachbarschaftshilfe Zürich. Die ermöglicht es, in den verschiedenen Stadtkreisen in Zürich DigiCafés sowie Unterstützung für ältere Menschen anzubieten, die Fragen zur Digitalisierung haben – beispielsweise im Umgang mit Handy oder Computer. Neben unserem wachsenden Ausbildungsprogramm für Lernende liegt uns die Begeisterung des lokalen Nachwuchses im Bereich der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sehr am Herzen. Gemeinsam mit Partnern wie dem NGO Little Scientists oder auch mint + pepper von der ETH Zürich stellen wir regelmässig Veranstaltungen für Schüler*innen auf die Beine.
… die dann vielleicht einmal selbst die Zukunft der Schweiz mitgestalten. A propos: Wo sehen Sie Google Schweiz in zehn Jahren?
Ich hoffe, dass wir in zehn Jahren ein Innovationsumfeld mitgestaltet haben, das sich spürbar weiterentwickelt und die digitale Zukunft der Schweiz gestärkt hat. Das ist nur gemeinsam und im Austausch möglich. Deshalb wollen und werden wir weiterhin in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus Wissenschaft, Bildung und Industrie verantwortungsvolle Technologien entwickeln, die grosse und kleine Chancen für uns alle eröffnen und Menschen weltweit im Alltag unterstützen.
Fotos: Yves Bachmann (4). Anne Gabriel-Jürgens (1), Flughafen Zürich AG (1), Birgit Henne (1), Screenshot: Google