»Klimafreundliche Entscheidungen sollten so einfach wie möglich sein«

Unter Barack Obama war Kate Brandt Chief Sustainability Officer für die US-Regierung, nun hat sie die gleiche Position bei Google inne. Ihr Ziel: ein klimaneutrales Unternehmen, das auch andere dabei unterstützt, noch nachhaltiger zu werden

4 Minuten Lesezeit

Immer mehr Menschen versuchen, möglichst klimafreundlich zu leben. Kann Google ihnen dabei helfen?

Zunächst einmal möchte ich sagen: Ich finde es großartig, wie viele Menschen sich in ihrem Alltag möglichst klimafreundlich verhalten wollen. Und es werden immer mehr! Das zei­gen auch unsere Daten zu Suchanfragen. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie gibt es noch einmal deutlich mehr Suchanfragen von Menschen, die herausfinden wollen, wie man klima­freundlicher lebt. Wir haben aber auch festgestellt, dass es ihnen oft noch schwerfällt, die entsprechenden Informationen zu finden und, darauf aufbauend, die entsprechenden Entscheidungen zu treffen. Hier setzen wir an. Klimafreundliche Entscheidungen sollten so einfach wie möglich sein. Deshalb haben wir Tools entwickelt, die Menschen zum Beispiel dabei unterstützen, klimafreundlicher einzukaufen oder zu pendeln.

»Wir wollen den Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft unterstützen«

Kate Brandt, Chief Sustainability Officer Google

Google Apps

Google will mit vielen Anwendungen einen klimafreundlichen Lebensstil ermöglichen – ganz gleich ob bei der Suche nach emissionsarmen Flügen, klimafreundlichen Unterkünften oder treibstoffsparenden Routen.

Können Sie konkrete Beispiele nennen?

Ein Beispiel ist Google Flüge. Wer über unser Angebot nach Flügen sucht, kann sich anzeigen lassen, wie viele CO2-Emissionen pro Kopf eine bestimmte Verbindung verursacht. Es wird dort auch deutlich, dass es zum Beispiel einen großen Unterschied macht, ob man Economy oder Business Class fliegt: Weil Passagiere in der Business Class viel mehr Platz brauchen, ist auch deren relativer CO2-Ausstoß höher. Ein weiteres Beispiel ist Google Hotels. Wer eine Unterkunft bucht, kann sich dort vorher informieren, wie klimafreundlich sie ist. Und dann natürlich Google Maps: In den USA können die Menschen sich bereits nicht mehr nur die schnellste, sondern auch die umweltfreundlichste Route anzeigen lassen. Darin liegt riesiges Potenzial: Eine Untersuchung hat gezeigt, dass sich damit allein in den USA so viel CO2 einsparen ließe, als würden 200 000 Autos von der Straße verschwinden. Noch in diesem Jahr wollen wir den Service auch allen Nutzerinnen und Nutzern in Deutschland zur Verfügung stellen.


Sie haben unter Präsident Barack Obama als dessen Beauftragte für Nachhaltigkeit gearbeitet. Warum sind Sie danach zu Google gewechselt?

Die Klimakrise ist die drängendste Herausforderung unserer Zeit, und dieses Jahrzehnt ist entscheidend. Also haben wir noch acht Jahre, die richtigen Weichen zu stellen. Das schaffen wir nur, wenn alle mitmachen: Staaten, Unternehmen, jede und jeder Einzelne. Für Google ist Nachhaltigkeit schon seit der Gründung einer der wichtigsten Werte. Und ich glaube, dass wir mit unserer Technologie einen echten Beitrag leisten können: indem wir andere auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit befähigen und unterstützen, aber natürlich auch, indem wir selber noch besser werden.

Kate Brandt

Kate Brandt ist Chief Sustainability Officer bei Google. In dieser Position ist sie für die globale Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns verantwortlich. Zuvor war die US‑Amerikanerin unter Präsident Barack Obama Chief Sustainability Officer der Vereinigten Staaten. Sie hat unter anderem in Cambridge, England, Internationale Beziehungen studiert und verschiedene Auszeichnungen für ihr Nachhaltigkeitsengagement erhalten.

Symbolbild erneuerbare Energien

Google möchte bis 2030 komplett CO2-frei arbeiten, an allen Standorten, rund um die Uhr.

Dann lassen Sie uns über Googles eigenen CO2-Fußabdruck sprechen. Der Konzern betreibt auf der ganzen Welt riesige Datenzentren. Wie kann das nachhaltig sein?

Tatsächlich treibt uns diese Frage um. Von Anfang an versuchen wir, unsere Datenzentren so nachhaltig wie möglich zu betreiben. Das bedeutet: Wir verbrauchen so wenig Elektrizität wie möglich. Außerdem beziehen wir seit 2017 in der Jahresbilanz so viel Elektrizität aus erneuerbaren Energien, wie wir verbrauchen. Was wir dennoch an CO2 emittieren, etwa zu Tageszeiten, in denen nicht genug erneuerbare Energie zur Verfügung steht, kompensieren wir durch Investitionen in Klimaschutzprojekte, für die wir CO2-Gutschriften erhalten. Jetzt wollen wir den nächsten Schritt gehen und bis 2030 komplett CO2-frei arbeiten, an allen Standorten, rund um die Uhr. Alle Elektrizität für unsere Datenzentren soll dann aus CO2-freien Energien kommen, zu jeder Stunde des Tages. Das ist, wie unser Vorstandsvorsitzender Sundar Pichai es einmal formuliert hat, ein ähnlich ambitioniertes Ziel wie selbstfahrende Autos oder einen Quantencomputer zu entwickeln.

»Ich bleibe ein Technologie-Optimist«

Sundai Pichai, Vorstandsvorsitzender von Google

Bäume

»Die Klimakrise ist die drängendste Herausforderung unserer Zeit«, sagt Kate Brandt. »Und dieses Jahrzehnt ist entscheidend.«

Auch Deutschland hat sich ambitionierte Ziele gesetzt und will bis 2045 klima­neutral werden. Was kann Google dazu beitragen?

Wir begrüßen Deutschlands Vorreiterrolle und wollen den Umbau zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft unterstützen. Bis 2030 werden wir hierzulande daher mehr als eine Milliarde Euro in digitale Infrastruktur und saubere Energie investieren. Ein konkretes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit dem Energieunternehmen ENGIE, das alle Google-Standorte in Deutschland ab diesem Jahr mit Energie aus Wind und Sonne versorgt. Der Strom soll in einem neuen, großen Solarpark sowie über 20 Windparks in Deutschland erzeugt werden. Außerdem unterstützen wir Städte wie Hamburg, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele noch schneller zu erreichen, zum Beispiel bei der Verbesserung der Luftqualität mit Project Air View.


Manchmal können all die schlechten Nachrichten zum Klimawandel frustrierend sein. Was gibt Ihnen Hoffnung, dass wir den Kampf am Ende gewinnen?

Es stimmt, manchmal kann es sich entmutigend anfühlen. Aber Sundar Pichai hat einmal gesagt: »Ich bleibe ein Technologie-Optimist.« Auch weil er an die Menschen glaubt, die sich immer wieder Neues einfallen lassen, um Probleme zu lösen. Damit kann ich mich gut identifizieren. Wenn wir die Kraft der Menschen, der Staaten und der Städte mit der Technologie von Unternehmen wie Google zusammenbringen, glaube ich daran, dass wir diese unglaublich große Herausforderung gemeinsam meistern können.

Fotos: Winni Wintermeyer (3), Thomas Richter/Unsplash (1); Screenshots: Google

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