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Für mehr saubere Luft:

Wie Google die Gesundheit der Hamburgerinnen und Hamburger verbessern möchte

Ein Auto von Google misst ein Jahr lang die Luftqualität auf Hamburgs Straßen. Gemeinsam mit dem CityScienceLab der HafenCity Universität sammelt »Project Air View« so Daten, die dabei helfen sollen, Emissionen zu reduzieren und die Stadt in Zukunft nachhaltiger zu planen.

Saubere Luft steigert das Wohlbefinden und wirkt sich positiv auf die menschliche Gesundheit aus. Viele umweltpolitische Maßnahmen zielen darum schon seit geraumer Zeit darauf ab, die Lebensqualität der Menschen nachhaltig zu verbessern. Mit Erfolg. Laut Bundesumweltamt hat sich die Schadstoffbelastung in Deutschland in den vergangenen 25 Jahren deutlich reduziert. Besonders in den Innenstädten und Ballungsgebieten sind die Werte allerdings noch oft zu hoch, wie eine Studie der EU-Umweltagentur EEA zeigt.

Um einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität zu leisten, hat Google Deutschland gemeinsam mit dem CityScienceLab der HafenCity Universität Hamburg (HCU) das Pilotprojekt »Project Air View« in der Hansestadt gestartet. Ziel ist es, möglichst viele wissenschaftliche Daten zum Zustand der Luft zu sammeln, die einem Arbeitskreis aus politischen und wirtschaftlichen Vertreter:innen dabei helfen können, den Städtebau und den Verkehr in Zukunft nachhaltiger zu planen. »Gemeinsam mit der HCU wollen wir unseren Teil dazu beitragen, die Gesundheit der Hamburgerinnen und Hamburger zu verbessern«, sagt Marianne Stroehmann, Direktorin bei Google und Leiterin des Standortes Hamburg.

»Gemeinsam mit der HCU wollen wir mit Project Air View unseren Teil dazu beitragen, die Gesundheit der Hamburgerinnen und Hamburger zu verbessern«
Marianne Stroehmann, Direktorin und Standortleitung Google Hamburg

Gemeinsam für eine nachhaltige Stadt (v.l.): Marianne Stroehmann (Standortleiterin Google Hamburg), Prof. Dr. Gesa Ziemer (Direktorin des CityScienceLab der HCU) und Jens Kerstan (Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft in Hamburg).

Seit September fährt zu diesem Zweck ein Jaguar I-Pace für ein Jahr auf verschiedenen Routen durch die Innenstadt. Ausgestattet ist das Elektroauto mit Sensoren der Firma Aclima. Diese messen zu unterschiedlichen Tageszeiten die Schadstoffkonzentration in der Luft. Gleichzeitig nimmt die eingebaute Street-View-Technologie Bilder der Umgebung auf. Diese werden zwar nicht veröffentlicht, können aber dabei helfen zu verstehen, warum die Werte an bestimmten Orten besonders hoch oder besonders niedrig sind.

Forschende am CityScienceLab der HCU unter der Leitung von Prof. Dr. Gesa Ziemer analysieren die Daten im Anschluss und vergleichen sie mit Werten, die die Stadt selbst erhebt. In Hamburg messen derzeit zwölf Stationen der Umweltbehörde die Luftschadstoffe gemäß des Bundes-Immissionsschutzgesetzes. »Project Air View kann diese Daten nicht ersetzen – aber sie präzisieren«, erklärt Gesa Ziemer.

Während sich die Messstationen nämlich immer an einem fixen Ort befinden, ist das Auto im Rahmen des Projekts kontinuierlich in Bewegung und kann so beispielsweise die Emissionen während der Rushhour in einer ganz bestimmten Straße erfassen. Ein weiterer Vorteil laut Ziemer: »Wir entnehmen Proben genau auf der Höhe, auf der Menschen die Luft einatmen, wenn sie durch die Stadt laufen oder mit dem Fahrrad fahren.«

Airview Luftsensor Fenster Jaguar I-Pace von Google mit Sensoraufbau

Der Jaguar I-Pace, der ein Jahr lang durch Hamburg fahren wird, ist mit einem Sensor ausgestattet, der sich auf der Rückbank befindet. Über eine Luftzufuhr an der Scheibe misst er zu unterschiedlichen Tageszeiten Stickstoffdioxid, Stickoxid, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Feinstaub und Ozon.

Ihre wissenschaftlichen Auswertungen teilt das CityScienceLab im nächsten Schritt mit einem eigens gegründeten Arbeitskreis, in dem unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, der Hochbahn Hamburg, des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer und des Landesbetriebes Geoinformation und Vermessung mitwirken. Anhand der Project-Air-View-Erhebungen können Wissenschaft, Behörden und Unternehmen gemeinsam über konkrete Maßnahmen diskutieren. Dazu zählen etwa Tempo-30-Zonen oder der Ausbau von Fahrradwegen an Orten in der Stadt, in denen die Schadstoffbelastung in der Luft besonders hoch ist. Gleichzeitig können die Messwerte auch bei der Entscheidung helfen, auf welchen Strecken künftig Elektrobusse zum Einsatz kommen.

Die Daten aus Project Air View sollen mittelfristig aber nicht nur zwischen Forschenden und Behörden ausgetauscht werden, sondern für alle zugänglich sein. So arbeiten Google Deutschland und das CityScienceLab an speziellen lokalen und interaktiven Karten, die anschließend über das Environmental Insights Explorer Tool veröffentlicht werden. Menschen könnten dort zum Beispiel die Strecke definieren, die sie mit dem Fahrrad zurücklegen wollen, und herausfinden, wie hoch die Emissionen im Jahresdurchschnitt sind – und sich dann im Zweifel für eine andere Route entscheiden.

»Wir entnehmen Proben genau auf der Höhe, auf der Menschen die Luft einatmen, wenn sie durch die Stadt laufen oder mit dem Fahrrad fahren«
Prof. Dr. Gesa Ziemer, Direktorin des CityScienceLab der HCU

Project Air View Hamburg ist Teil einer globalen Google-Initiative. Seit 2015 sind Project-Air-View-Autos mit Sensoren zur Erfassung der Luftqualität in zahlreichen Städten weltweit unterwegs, so etwa in Kopenhagen oder Dublin. Mit über 500 Millionen Messwerten unterstützen sie Städte, Organisationen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – mit Erfolg, wie das Beispiel aus Kopenhagen zeigt.

2018 begann Google in enger Zusammenarbeit mit der dänischen Hauptstadt, der niederländischen Universität Utrecht und der dänischen Universität Aarhus mit der Kartierung der lokalen Luftqualität. So fanden Forschende heraus, dass die Hauptzufahrtsstraßen von Kopenhagen fast dreimal so hohe Konzentrationen von ultrafeinen Partikeln und Stickstoffdioxid sowie fünfmal höhere Kohlenstoffpartikel aufweisen als weniger stark befahrene Wohngebiete. Diese Erkenntnisse nutzt Kopenhagen nun, um in zukünftigen Stadtteilen sogenannte Thrive-Zonen einzurichten. Das Konzept zielt darauf ab, die Schadstoffe in bestimmten Stadtvierteln und Straßen zu verringern und gleichzeitig einen Zugang zu besserer Luftqualität zu schaffen.

Ein Beispiel, wie das Vorhaben in der Praxis umgesetzt werden könnte, sind Installationen organisiert durch die Non-Profit-Organisation Miljøpunkt Amager (MPA). Auf Grundlage der Project-Air-View-Erhebungen errichtete sie in einem einjährigen Pilotprojekt zwei Kuppeln und eine grüne Wand auf öffentlichen Plätzen im Stadtteil Ørestad, um den Bürger:innen die Möglichkeit zu geben, im Freien Luft einzuatmen, die sauberer ist.

Fotos: Jörg Müller

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