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So geht’s richtig

Mit Koch- und Backtipps unterhält Sally Özcan Millionen: Sallys Welt ist einer der erfolgreichsten Videokanäle Deutschlands. Ihr Ehemann und Mitproduzent Murat Özcan verrät, was ein gutes Onlinevideo ausmacht

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Planung ist alles – Spontaneität auch

Für jedes Video braucht man eine Art Drehbuch, in dem man den Aufbau skizziert. Gerade der Einstieg sollte Lust machen weiterzuschauen. Damit es bei den Leuten ankommt, muss das Video entweder unterhaltsam sein oder einen Mehrwert bieten – wie es zum Beispiel Tutorials tun. Bei Sally bekommen die Zuschauer deshalb viele Rezepte oder auch mal eine Anleitung, wie man selbst ein Kräuterbeet anlegt. Genauso wichtig wie gute Vorbereitung: spontan bleiben! Statt einen Text abzulesen, sagt man besser frei heraus, was man sich zum Thema überlegt hat.

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Die perfekte Videolänge: gibt es nicht

Laut Statistik dauert das perfekte Video nur wenige Minuten. Bei Sally aber sind die Videos im Durchschnitt 25 Minuten lang. Wa­rum sie trotzdem funktionieren? Weil wir mit kleinen »Inseln« auch längere Videos kurzweilig machen, etwa durch einen Effekt, eine eingeblendete Grafik – oder einen kleinen Fehler, den Sally bei einem Rezept ausbügeln muss. Wichtig nur: Mit Effekten wie Zooms und Zeitraffer unbedingt sparsam umgehen, sonst wirkt ein Video schnell überladen.

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Bloß keine Schaumschlägerei!

Viele Videos in Sallys Welt haben sehr schlichte Titel wie Käsekuchen oder Snickers Eis nachgemacht. Wir schreiben mit Absicht nicht Dinge wie Der beste Käsekuchen der Welt oder Schwarzwälder Kirschtorte in zwei Minuten. Das würde vielleicht kurzfristig zu mehr Klicks führen, wäre am Ende aber »Clickbaiting«, also eine Art fauler Köder: Die Leute würden das Video nämlich mit einer Erwartung starten, die wir nicht erfüllen können – weil man in zwei Minuten halt nur die Sahne für die Schwarzwälder Kirschtorte geschlagen bekommt.

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Gute Technik zahlt sich aus

In ihrem ersten Video 2012 backte Sally einen Nusszopf. Wir haben direkt am Fenster gedreht und gedacht: Wenn die Sonne reinscheint, reicht das. Heute leuchten wir alles perfekt aus. Damit keine Schatten ins Gesicht fallen, sollte das Licht von ­vorne kommen, anfangs kann man dafür mit einem günstigen Softbox-Set experimentieren. Auch Stativ und Ansteckmikrofon zahlen sich aus. Wenn das Bild zu sehr wackelt, werden die Zuschauer nervös und schalten ab, und ohne separates Mikro hallt der Ton. Von Kamera- und Schnitttechnik sollte man Grundkenntnisse haben, aber die hat sich auch Sally über Tutorials angeeignet. Unsere Einnahmen haben wir stets in bessere Technik investiert – wodurch die Videos auch immer interessanter für Werbekunden wurden.

Kamera läuft: Anfangs arbeitete Sally mit einfachsten Mitteln. Sie erkannte aber schnell, dass es sich lohnt, in Technik zu investieren. Heute laufen ihre Drehs sehr professionell ab.

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Die Musik macht den Ton

Ein Horrorfilm ohne Musik ist kein Horrorfilm. Was ich meine? Musik ist elementar für die Dramaturgie, um Spannung aufzubauen oder eine lustige Szene anzukündigen. Aber bitte lieber mehrere Songs anspielen, als einen komplett laufen zu lassen. Sonst fallen die Zuschauer in Trance und bekommen nichts vom Video mit. Praktisch ist kostenlose Musik aus der YouTube Audio Library. Wir haben vor ein paar Jahren lizenzfreie Musik von einer Plattform benutzt, die später nicht mehr lizenzfrei war – schon wurden die Videos gesperrt.

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Kleine Fehler? Sind doch super!

Wer sich mal verspricht oder kurz den Faden verliert, muss nicht immer von vorne anfangen und alles neu drehen. Im Gegenteil: Kleine Fehler machen nahbar. Wenn die Kamera mal ein bisschen wackelt oder der Ton nicht perfekt ist, finden die Zuschauer das bodenständig und sympathisch. YouTube funktioniert auf Augenhöhe. Selbst Profis wollen gar nicht so perfekt rüberkommen wie im Fernsehen.

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Kommentare verdienen Antworten – meistens

Mindestens zehn Minuten nach dem Upload sollte man die ersten Kommentare verfolgen und darauf reagieren. Wenn jemand etwas kritisiert, zum Beispiel, dass Sally mal Plastik verwendet, steigen oft gleich mehrere »Hater« mit ein, die am liebsten böse Kommentare abgeben. Wenn wir aber erklären, warum sie in dem Moment keine andere Möglichkeit hatte, verstehen die Zuschauer das. Grundsätzlich gilt bei uns: Jeder darf seine Meinung äußern. Beleidigungen entfernen wir aber. Erstens gehört sich das nicht, und zweitens sorgen sie für schlechte Stimmung auf dem Kanal.

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Abonnenten lieben Planbarkeit

Am Anfang haben wir neue Videos so hochgeladen, wie wir es geschafft haben. Inzwischen veröffentlichen wir schön regelmäßig, immer mittwochs, freitags und sonntags. Wenn die Abonnenten wissen, wann neue Videos kommen, freuen sie sich schon vorher darauf.

Fotografie: Petra Arnold (4), Sallys Welt

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