Die neue, weite Video-Welt
Das Bewegtbild zählt zu den Gewinnern der Digitalisierung: Videos gibt es heute zu jeder Zeit, an jedem Ort, auf unterschiedlichen Geräten. Und der Zuschauer wird selbst immer mehr zum Filmemacher
Wer bewegte Bilder sehen wollte, hatte jahrzehntelang zwei Möglichkeiten: ins Kino gehen oder den Fernseher einschalten – und jeweils gucken, was eben gerade läuft. Diese überschaubare Landschaft ist im Zuge der Digitalisierung zu einem nahezu grenzenlosen Universum angewachsen. Filme und Videos gibt es heute auf Abruf zu jeder Zeit und an jedem Ort. Neue, digitale Anbieter machen den etablierten Fernsehsendern mit aufwendigen Serien Konkurrenz. Videoportale wie YouTube, das seit 2006 zu Google gehört, haben das Bewegtbild vollständig demokratisiert: Hier kann jeder Zuschauer selbst zum »Creator« werden und Videos aller Art produzieren und veröffentlichen.
82 % des gesamten Internetdatenverkehrs von Verbrauchern werden im Jahr 2021 Videos ausmachen.
Cisco Visual Networking Index
Weil diese Plattform offen für alle ist, treffen hier auch die meisten Akteure der neuen Videowelt aufeinander: von großen Filmstudios und Musikern über einflussreiche Internet-Stars bis hin zu Abertausenden »kleinen« Videomachern – und natürlich den Millionen Zuschauern, denen Wahlfreiheit wichtig ist. Sie sehen und erwarten heute auch professionell gemachte Inhalte auf den verschiedenen Onlinevideo-Plattformen, deren Aufstieg kurz nach der Jahrtausendwende denkbar unspektakulär begann. Das erste YouTube-Video etwa stammt vom 23. April 2005, dauert 18 Sekunden und zeigt einen jungen Mann im Zoo vor einem Elefantengehege. Er sagt: »Das Coole an Elefanten ist ihr langer Rüssel.« Bis November 2018 wurde dieser Clip mehr als 56 Millionen Mal aufgerufen, denn zu sehen und zu hören ist Jawed Karim, einer der Gründer der Video-Plattform.
53 % der Deutschen schauen Videos auf dem Smartphone, 41 % tun dies auch außer Haus.
TNS Convergence Monitor 2017
Auch andere Video-on-Demand-Anbieter weltweit bereichern seit einigen Jahren den Bewegtbild-Kosmos. Die klassischen Fernsehsender wiederum passen sich den digitalen Entwicklungen an und bieten ihren Zuschauern mehr Flexibilität mit Online-Mediatheken. So lässt sich die Lieblingssendung zeitversetzt und auch auf dem Smartphone oder Computer ansehen. Manche Inhalte haben sie gar komplett aus dem linearen TV-Programm herausgelöst: funk, das Jugendangebot der öffentlich-rechtlichen Sender, läuft beispielsweise nur noch auf digitalen, häufig mobil genutzten Plattformen wie Facebook und YouTube.
9 Stunden etwa konsumieren die Deutschen täglich Audio- und audiovisuelle Medien.
VPRT-Mediennutzungsanalyse 2017
Illustration: Lisa Tegtmeier