»Durch KI können wir vorhandene Ressourcen effizienter nutzen«
Künstliche Intelligenz (KI) führt zu klimafreundlicheren Entscheidungen, sagt Sebastian Pokutta. Im Interview erklärt der Mathematikprofessor und Vizepräsident des Zuse-Instituts, wo KI heute CO2 einspart und wieso Quantencomputer weiteren Schub bringen könnten
»Ganz grundsätzlich ist KI ein Multiplikator, der dabei hilft, aus Daten Einsichten zu erlangen und darauf basierend bessere Entscheidungen zu treffen«
Dr. Sebastian Pokutta, Mathematikprofessor TU Berlin
Wofür ist das relevant?
Ein Beispiel ist die Optimierung von Flugrouten, um weniger Treibstoff zu verbrauchen. Weil diese Routen vorausgeplant werden, sind sie auf dem Papier oft effizienter als in der Realität, wo eben nicht alles nach Plan verläuft. Mit massiv mehr Rechenpower ließe sich die Planung in Echtzeit anpassen, etwa wenn Wetterbedingungen sich plötzlich ändern. In einem völlig anderen Bereich wäre es denkbar, den bislang meist nur geschätzten CO2-Ausstoß von Produktionsstätten mithilfe von Satellitenbildern in Echtzeit zu messen und nachzusteuern. Aber die meisten Anwendungen, die durch Echtzeitauswertungen möglich werden, können wir uns heute noch gar nicht vorstellen.
Bislang aber hilft KI nicht nur, Treibhausgase einzusparen. Sie verursacht sie auch selbst, weil sie mit enormen Datenmengen arbeitet.
Es stimmt, die Digitalisierung braucht Strom, der CO2 verursacht. Aber: Ein konventioneller Prozess, der digital vernünftig abgebildet wird, hat danach einen niedrigeren Klimaabdruck. Zudem nutzen wir KI auch, um ihr technisches Rückgrat, die Datencenter, deutlich effizienter zu machen. Und wir arbeiten in Forschungsprojekten, etwa am Zuse-Institut Berlin, an der Optimierung von Algorithmen. Sie sind nämlich eine enorme Stellschraube für Nachhaltigkeit: Ein besserer Algorithmus kann die Trainingszeit für maschinelles Lernen um das Hundert-, Tausend- oder gar Zehntausendfache reduzieren – und damit auch den CO2-Ausstoß.
Fotos: Felix Brüggemann