Direkt zum Inhalt

Gut entwickelt

Mehr als 750 Menschen arbeiten in den Büros von Google an der Hackerbrücke. Ewa Dürr und Sven Heistermann sind zwei von ihnen

Von der Dachterrasse des Münchner Google-Büros blickt man direkt auf die Gleise zwischen Hackerbrücke und Donnersberger Brücke. »Hacker Bridge«, sagt Sven Heistermann und lacht. »Das passt ja.« Heistermann sitzt neben seiner Kollegin Ewa Dürr. Morgens ist die Cafébar, zu der die Dachterrasse gehört, die erste Anlaufstation der beiden. Ewa Dürr hat ihr Büro gleich nebenan und holt sich auf dem Weg dorthin einen Cappuccino. Sven Heistermann sichtet beim Kaffee oft die Mails, die über Nacht vom Google-Hauptsitz in Kalifornien eingetroffen sind.

Das Münchner Büro von Google wurde 2006 eröffnet und ist der deutsche Entwicklungsstandort des Unternehmens. Mehr als 750 Menschen aus 60 Nationen arbeiten hier, drei Viertel von ihnen als ­Softwareentwickler. Die Produkte, die in München entstehen, werden auf der ganzen Welt genutzt: Google-Konto etwa, mit dem jeder ­Nutzer seine persönlichen Daten- und Sicherheitseinstellungen verwalten kann. Eines der größten Chrome-Teams arbeitet in München an ­Googles Browser. Ein großes Cloud-Team hilft Unternehmen, ihre ­Daten in der Cloud zu verwalten. »Im Security-Bereich ist Deutschland der härteste Markt, den man sich vorstellen kann«, sagt Ewa Dürr. »Was sich hier bewährt hat, ­bewährt sich auf der ganzen Welt.« Dürr arbeitet als Produktstrategin im Bereich Industrie 4.0 für ­Geschäftskunden. Bei der Konferenz Cloud Next ’19 in San Francisco stellte sie erst im April innovative Lösungen für die vernetzte Industrie vor.

Was sich hier bewährt hat, bewährt sich auf der ganzen Welt

Ewa Dürr Google München

Ewa Dürr wuchs nahe Danzig auf und tourte als Geigerin mit einem Orchester durch Europa. Nach ihrem MBA in Harvard arbeitete sie als Unternehmensberaterin und baute eine Softwarefirma auf. Sie arbeitet seit 2017 bei Google und leitet die Produktstrategie für die Entwicklung cloudbasierter künstlicher Intelligenz für die Industrie 4.0 in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika.

Sven Heistermann leitet den Bereich Partnerschaften mit Groß­unternehmen und arbeitet unter anderem mit Banken an mobilen Bezahlmöglichkeiten. Seine Arbeitstage und die von Ewa Dürr sind reich an Meetings. »Hier gibt es keinen langweiligen Moment«, sagt Heistermann. Die ersten Gespräche, teilweise Videokonferenzen mit Kollegen aus Asien, führt er, noch ehe er mit dem Fahrrad ins Büro fährt. Ewa Dürr berichtet von Tagen mit bis zu 20 Besprechungen. »Als Erstes ist mir bei Google aufgefallen, wie gut und effizient diese Meetings sind – im ­Vergleich zu dem, was man in anderen Unternehmen gewohnt ist«, so Dürr. »Unsere ­Treffen dauern standardmäßig 30 Minuten, manchmal nur 15. Das führt dazu, dass man unheimlich produktiv ist.« Sven Heistermann reist regelmäßig zum Google-Hauptsitz nach Kalifornien oder zu Kunden. Auch Ewa Dürr arbeitet mit Kunden und Partnern in Europa und in den USA an Produkten. »Vieles, etwa die ­Recherche, erledige ich aber vom Schreibtisch in München aus.«

Beide schätzen die Stadt an der Isar, beide arbeiten gemeinsam mit Entscheidern in der Stadtverwaltung, den Universitäten und anderen Unternehmen an Projekten, um München mithilfe der Digitalisierung noch lebenswerter zu machen. In den Google-Büros ­entdecken Besucher ohnehin viele Bezüge zu Stadt und Region. Die Konferenz­räume heißen »Stammstrecke«, »Candidplatz« oder »Schliersee«. Für den zweiten Teil des Interviews sind Dürr und Heistermann in einen Raum namens »Isar Valley« umgezogen, eine Hommage an das Silicon Valley, in dem Google gegründet wurde.

Es geht darum, dass jeder sich entfalten kann

Sven Heistermann Google München

Sven Heistermann stammt aus Ostwestfalen. Er studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Karlsruhe und nahm an einem MBA-Programm in Boston teil. Bevor er 2013 bei Google in München anfing, arbeitete er weltweit als Unternehmensberater und als Strategiechef eines großen Medienkonzerns in Amsterdam. Bei Google leitet er die Partnerschaften mit Telekommunikationsanbietern, Banken und Versicherungen, Handelsunternehmen und Reiseanbietern in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika.

Die Google-Büros an der Münchner Hackerbrücke sind groß, modern, hell, bunt. »Hier zu arbeiten ist sehr inspirierend«, sagt Sven Heistermann. »Es gibt sogar ein Fitnessstudio und Massagen im Haus.« Hinter der Gestaltung und den Annehmlichkeiten steckt freilich ein tieferer Sinn. »Es geht darum, dass jeder hier im Haus das, was er mitbringt, auch geben kann, dass man sich entfalten kann.« Heistermann war bei Google erst für das Werbegeschäft mit sehr großen Kunden in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika verantwortlich. »In Gesprächen mit den Vorständen unserer Kunden habe ich gemerkt, dass viele wissen wollten, wie sie gemeinsam mit Google die digitale Transformation ihrer Branche vorantreiben und davon profitieren können«, erinnert er sich. Mit zwei Kollegen gründete er ein internes Team, das nun mit den Top-Entscheidern in Großunternehmen an genau solchen Fragen arbeitet. Ewa Dürr verantwortete zunächst den Bereich Strategie in München allgemein. »Künstliche Intelligenz für die Industrie 4.0 war aber immer wieder ein Thema«, erinnert sie sich. »Das hat mich am meisten interessiert.« Sie weiß es zu schätzen, dass man bei Google bestärkt wird, etwas zu bewirken. »Wenn man hier etwas erreichen will, kann man das auch«, so Dürr. Deshalb gibt es Weiterbildungsangebote während der Arbeitszeit, selbst wenn das Thema nichts mit der täglichen Arbeit zu tun haben sollte. »Google fördert sogar private Interessen«, sagt Ewa Dürr. »Sie können einem helfen, auch im Job über den Horizont hinauszudenken.«

Sichere Anwendungen entwickeln: Googles Münchner Standort

Ein Blick in die Münchner Google-Büros an der Hackerbrücke – samt weitläufiger Dachterrasse und kostenfreiem Fitnessstudio.

Inzwischen hat die Münchner Niederlassung von Google schon das Teenageralter erreicht: Seit 13 Jahren hat das amerikanische Unternehmen auch eine bayerische Postanschrift. Standortleiter und Entwicklungschef Wieland Holfelder begann im Jahr 2008 mit dem Aufbau eines lokalen Teams, das heute weltweite Bedeutung hat. Mehr als 750 Menschen entwickeln mitten in München die Sicherheitsarchitektur von Anwendungen wie Chrome oder Google-Konto weiter. Der Austausch zwischen Bayern und Kalifornien ist rege: Immer wieder ver­lagern Softwareentwickler von Google in den USA ihren Lebens­mittelpunkt für einige Zeit an die Isar, um gemeinsam mit ihren Kollegen arbeiten zu können.

Wer selbst einen Blick in die Gebäude an der Münchner Hackerbrücke werfen möchte, besucht am besten einen der kostenlosen Workshops zur Digitalisierung, wie sie im Rahmen der Google Zukunftswerkstatt angeboten werden.

Mehr Informationen dazu unter

zukunftswerkstatt.de

Fotografie: Constantin Mirbach (3), Google LLC/Christian Rudnik (3)

Nach oben