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Machen!

Künstliche Intelligenz ist eine feine Sache, aber wo setzt man sie zum Beispiel in Unternehmen und Betrieben ein? Die Initiative »appliedAI« will Fachleuten aller Disziplinen zeigen, wie sie die Technik für ihre Zwecke verwenden können

Viele Unternehmen diskutieren den Einsatz künstlicher Intelligenz, doch nur wenige wagen die Probe aufs Exempel. Die Initiative »appliedAI«, zu Deutsch »Angewandte künstliche Intelligenz«, möchte künftig mehr Ideen zur Umsetzung verhelfen.

Dr. Andreas Liebl rief appliedAI an der UnternehmerTUM ins Leben, Deutschlands führendem Zentrum für Gründung und Innovation an der TU München. Er hatte dort nämlich etwas beobachtet: »Von den Start-ups bei uns im Haus haben mehr als zwei Drittel in der einen oder anderen Weise künstliche Intelligenz in ihrem Produkt oder in ihren Prozessen genutzt«, so der Geschäftsführer von appliedAI. Ein beträchtlicher Anteil, jedoch nur eine Seite der Medaille. »Wir arbeiten als Innovationszentrum mit Firmen zusammen, die neue Technologien oder Ideen einsetzen wollen. Gerade die kleineren Mittelständler nutzen bislang so gut wie nie KI, und bei den größeren sehen wir Skalierungs- oder Kulturprobleme, die den Einsatz verzögern.« Es ist also das eine, die Bedeutung von künstlicher Intelligenz zu verstehen. Mit der praktischen Anwendung ist es eine andere Sache.

Wir wollen Deutschland ins KI-Zeitalter bringen

Andreas Liebl UnternehmerTUM

Andreas Liebl fragte nach, wie es in der Wirtschaft um die Lust auf KI und um den Wunsch nach Vernetzung bestellt ist. Der Widerhall war enorm. Schon nach wenigen Monaten hatte appliedAI große Namen um sich versammelt: Prozessorenhersteller Nvidia ist an Bord, die Speicherspezialisten von Pure Storage, die IT-Netzwerker von Cisco und die Entwickler von Google. Zu den Unterstützern aus der Wirtschaft zählen Allianz, Linde und SAP. »Wir wollen das Thema auch auf die politische Agenda bringen«, sagt Andreas Liebl, »weil für die Gesellschaft nicht nur die Forschung relevant ist, sondern vor allem die praktische Auseinandersetzung mit der Technik.« Genau genommen soll appliedAI die Worthülse »Digitalisierung« mit Leben füllen. Anwendungen des maschinellen Lernens sind dazu geeignet: Datenanalyse und Datenverwertung könnte vielen Bereichen der Gesellschaft Vorteile verschaffen.

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Sie wollen der deutschen Wirtschaft die Segnungen der künstlichen Intelligenz nahebringen: Ein Blick in die Räume der Initiative appliedAI in Garching bei München.

Derzeit kümmert sich appliedAI vor allem um Wissensvermittlung, Prototypenbau und Austausch. »Facharbeiter, die ausdrücklich keine Computerfachkräfte sind, sollen mit unserer Hilfe lernen, welche Rolle KI in ihrem Job spielen könnte«, sagt Andreas Liebl. appliedAI bietet deshalb Workshops, die Interessierten die Chancen des maschinellen Lernens vermitteln. Noch konkreter wird es, wenn gestandene Unternehmen mit Start-ups kooperieren und Prototypen bauen: Wie lässt sich eine Produktionslinie durch KI verbessern? Wie kann etwa ein Bäcker vom maschinellen Lernen profitieren? Oder ein Hotelier? Die KI-Strategen von appliedAI helfen entweder selbst oder vermitteln erfahrene Programmierer oder Start-ups. Zu diesem Zweck veröffentlichte appliedAI auch eine Karte, die alle relevanten Start-ups mit KI-Bezug in Deutschland verzeichnet.

Nicht zuletzt will appliedAI die Diskussion zwischen Unternehmen fördern: Welche Infrastruktur soll man nutzen? Wie ist das mit dem Datenschutz? Und wie führt man die Mitarbeiter an das Thema heran? »Den Austausch zu diesen Fragen werden wir fördern«, sagt Andreas Liebl. »So wollen wir möglichst viele Firmen in der Anwendung von künstlicher Intelligenz unterstützen und Deutschland ins KI-Zeitalter bringen.«

Fotografie: Conny Mirbach

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