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Anpacken

Immer mehr Unternehmen verankern einen sozialen Tag im Jahr: Die Mitarbeiter gehen raus und engagieren sich in sozialen Projekten. Auch wenn die Hilfe punktuell ist, sie kann etwas verändern

An mindestens einem Tag im Jahr werden Google-Mitarbeiter zu Wändestreichern, Gartenpflegern oder Hausentrümplern, je nach Anforderung. Die Benita Quadflieg Stiftung zum Beispiel öffnete im Sommer die Tür zu ihrem »Kinderhaus Mignon«: 20 Mitarbeiter aus dem Hamburger Marketingteam von Google nahmen Spachteln, Pinsel und Farbrollen zur Hand, um Wänden und Türen einen neuen, hellen Anstrich zu verpassen. Im Kinderhaus Mignon leben Kinder, die in ihren Elternhäusern körperliche oder psychische Misshandlung oder schwere Vernachlässigung erfahren haben. In familiengleichen Wohngruppen finden sie in ein neues Leben: Therapeuten und Pädagogen wohnen – gemeinsam mit ihren je eigenen Familien – mit den Kindern unterm selben Dach.

Im Juni strichen Google-Mitarbeiter aus Hamburg im »Kinderhaus Mignon« Türen und Wände.

Seit mehr als 40 Jahren kümmert sich die Benita Quadflieg Stiftung um die Entwicklungsförderung von Kindern, um die Integration derjenigen, die einen besonders schwierigen Start ins Leben hatten. Erst im September 2017 wurde das Engagement der Stiftung mit einem wichtigen Hamburger Sozialpreis ausgezeichnet.

Dass Mitarbeiter von Google auf der ganzen Welt jedes Jahr einen Tag lang das Laptop zuklappen und in einem sozialen Projekt anpacken, ist einem Googler im amerikanischen Mountain View zu verdanken: Er regte vor zehn Jahren an, die Arbeitskräfte des Internetunternehmens in den Dienst einer guten Sache zu stellen. Inzwischen gilt in den Google-Büros weltweit der Juni als Engagement-Monat: Im Rahmen des Projekts »Google Serve« entscheiden Mitarbeiter selbst, an welchem Tag in welchem Projekt in welchem Umfang geholfen wird. Schon Monate vorher sammeln sie Ideen für Projekte, in denen man an einem Tag etwas Sinnvolles bewirken könnte. Zumindest in Hamburg gibt es schon einen festen Stamm an Einrichtungen, in denen die Googler Jahr für Jahr mitwirken: Gut 220 von derzeit 550 Mitarbeitern aus der Hansestadt haben 2017 in der einen oder anderen Weise angepackt und mitgeholfen.

Ein Einsatz, der den Horizont erweitert und außerdem das Team bereichert: Einmal im Jahr klappen Google-Mitarbeiter auf der ganzen Welt das Laptop zu und packen dort an, wo in sozialen Projekten Hilfe gebraucht wird.

Nun verändert ein einzelner Tag Engagement nicht die Welt, das weiß man bei der Benita Quadflieg Stiftung so gut wie bei Google. Aber das Engagement kann Perspektiven verändern. Viele der 20 Wand- und Türenstreicher sind gerührt im Angesicht der Arbeit, die sie im Haus Mignon sehen und erfahren. »Wahnsinn« sagen viele, voll Anerkennung. Die meisten erleben ein solches Projekt zum ersten Mal aus nächster Nähe. Das Engagement erweitert den Horizont. Außerdem gibt es da diesen Rückkopplungseffekt: Das Team scheint außerhalb der Büros durchzuatmen, man lernt sich anders kennen und schätzen. Viele berichten von einem Motivationsschub, der sie tief in den Arbeitsalltag trägt. Und der Stiftung bleibt nicht nur das getane Werk: Für jede Stunde, die einer der Mitarbeiter angefasst hat, spendet Google zusätzlich 10 US-Dollar.

Fotografie: Eva Häberle

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